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MfS-Lexikon

Wolf, Markus

Synonym: Markus Wolf

19.01.1923 - 09.11.2006

Leiter der HV A, stellv. Minister für Staatssicherheit, Mitglied des Kollegiums des MfS

Markus Wolf wurde in Hechingen (Süd-Württemberg) als Sohn des Schriftstellers Friedrich Wolf geboren. Seine Eltern nahmen ihn bei ihrer Emigration 1933 zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich und im April 1934 nach Moskau mit. Dort besuchte er bis zu deren Auflösung 1938 die deutsche Mittelschule "Karl Liebknecht" und wurde 1936 sowjetischer Staatsbürger.


Das Mitglied des sowjetischen Jugendverbandes Komsomol besuchte 1940/41 diverse Gewerkschaftskurse und studierte von 1940 bis 1942 an der Hochschule für Flugzeugbau in Moskau, bis er nach Alma-Ata (Kasachstan) evakuiert wurde. 1942 trat er der KPD bei und besuchte 1942/43 die Schule der Komintern in Kuschnarenkowo. Von 1943 bis 1945 war er Redakteur, Sprecher und Kommentator des "Deutschen Volkssenders" in Moskau.


Im Mai 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde als Mitarbeiter beim "Berliner Rundfunk" eingesetzt. 1945/46 war Wolf Berichterstatter beim Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg. Von Oktober 1949 bis August 1951 war er 1. Rat der DDR-Mission in Moskau. Im September 1951 wurde er stellv. Leiter der Auswertungsabteilung des Nachrichtendienstes IWF, dann der Abwehrabteilung. Im September 1953 wurde er mit der Leitung dieses Dienstes betraut, der im gleichen Jahr in das Staatssekretariat für Staatssicherheit als HA XV (ab 1956 HV A) einging.


In dieser Funktion war er zunächst Stellv. des Staatssekretärs für Staatssicherheit im Ministerium des Innern, dann stellv. Minister für Staatssicherheit. Im Februar 1986 schied Wolf aus seiner Funktion aus, blieb aber weiterhin Mitarbeiter der HV A, um die Geschichte der HV A auszuarbeiten bzw. schriftstellerisch tätig zu werden.


Im Oktober 1990 floh er über Österreich in die UdSSR, kehrte aber im September 1991 zurück und wurde in der Bundesrepublik kurzzeitig in Untersuchungshaft genommen. 1993 wurde er wegen Landesverrats und Bestechung zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde 1995 aufgehoben, und in einem neuerlichen Prozess wurde er 1997 wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und Körperverletzung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 50.000 DM Geldstrafe verurteilt.

Literatur

  • Wolf, Markus: Die Troika. Berlin 1989; ders.: In eigenem Auftrag. München 1991.
  • ders.: Spionagechef im geheimen Krieg. Erinnerungen. München 1997; ders.: Die Kunst der Verstellung. Berlin 1998

Helmut Müller-Enbergs

Foto von Markus Wolf von seiner Kaderkarteikarte.