Aufgrund der besonderen politischen Bedeutung des Tierparks war die Staatssicherheit mit seiner "Absicherung" betraut. Sie behielt seinen Zustand im Auge und überwachte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ende der 50er Jahre erregten zahlreiche Vergiftungsfälle im Tierpark die Aufmerksamkeit der Geheimpolizei.

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Tierpark unter Stasi-Schutz

Als politisch und volkswirtschaftlich bedeutendes Objekt war der Tierpark von Beginn an staatlicher Überwachung ausgesetzt. Hinzu kamen die berufsbedingten Westkontakte und Auslandsreisen Dathes und seiner Angestellten. All dies hatte zur Folge, dass das MfS ein Netz an inoffiziellen Mitarbeitern (IM) im Tierpark installierte. In den Stasi-Unterlagen lassen sich bereits für die 50er Jahre geheime Informatoren (GI) nachweisen. Ab den 70er Jahren wurde das IM-Netz noch einmal ausgebaut. In den 80er Jahren arbeiteten mindestens acht Mitarbeiter der mittleren und oberen Leitungsebene als IM für die Staatssicherheit. Doch auch unter den Tierpflegern warb die Geheimpolizei Spitzel an.

Das MfS ließ sich unter anderem über internationale Konferenzen im Tierpark und den Zustand der Tierhäuser im Winter berichten. Außerdem verfolgte es große Bauvorhaben, wie die Errichtung des Instituts für Wirbeltierforschung oder des Dickhäuterhauses, mit. Als die Bezirksverwaltung (BV) Berlin 1985 auf das Gelände nördlich des Tierparks zog, hatte die Stasi zudem ein besonderes Interesse an der Absicherung des Geländes. Sie beanspruchte einen großen Teil des Tierpark-Areals, damit niemand vom benachbarten Trümmerberg auf das Gelände der BV blicken konnte. In einzelnen Fällen ging das MfS aber auch gezielt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die Fluchtpläne schmiedeten oder sich laut Geheimpolizei "staatsfeindlich" betätigten.

Vorwurf: Sabotage

Ab April 1958 verendeten im Tierpark Friedrichsfelde vermehrt Tiere mit Vergiftungserscheinungen. Betroffen waren sowohl Tiere in den Gehegen als auch im Quarantänelager. Als die Todesfälle Anfang 1959 zunahmen, schaltete sich das MfS ein. Wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung legte die Stasi am 26. Februar 1959 einen Überprüfungsvorgang gegen mehrere Tierpfleger an. Der Vorwurf lautete: Sabotage. Gerade in der Anfangszeit des Tierparks bedeutete der Verlust von zum Teil sehr wertvollen Tieren einen hohen Schaden. Außerdem drohte das Ansehen des Tierparks unter den Vorfällen zu leiden.

Die Hintergründe des Tiersterbens und der Ermittlungen hielt die Stasi vor der Öffentlichkeit geheim, wie folgendes Dokument zeigt: Nach dem Tod eines Elefantenbullen verfasste Dathe eine Todesanzeige. Darin äußerte der Tierpark-Direktor seine Vermutung, dass "von Böswilligen Dinge an unsere Tiere gefüttert werden, die ihnen abträglich oder auch schwer schädlich sind". Außerdem versprach er eine Belohnung für "sachdienliche Angaben". Die Veröffentlichung der Informationen zum Tod des Elefanten gestattete die Geheimpolizei, des Hinweises auf ein mögliches Tötungsdelikt jedoch nicht.

Todesanzeige zu Elefant "Hannibal" mit MfS-Vermerk "Kann in Zeitung erscheinen".
Aufruf Heinrich Dathes zur Mithilfe bei der Identifizierung der mutmaßlichen Mörder von Elefant "Hannibal" mit MfS-Vermerk "nicht genehmigt".
  1. II. Pandas aus China, Brillenbären von der Stasi
  2. Vom ersten Verdacht zum Operativen Vorgang "Kulan"