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Vier Personen sitzen um einen Tisch. Es sind von links nach rechts: Stefan Trobisch-Lütge, Evelyn Zupke​​​​​​​, Ulrike Poppe und Dagmar Hovestädt. Im Hintergrund sieht man eine Wand, die vollständig mit einer Fototapete mit Regalen voller Stasiakten beklebt ist.
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"Die Spuren der Diktatur": 30 Jahre Akteneinsicht

Was bedeutet die Akteneinsicht für die Betroffenen? Und welche Folgen, z. T. bis in die Gegenwart hinein, haben die Maßnahmen der Stasi? Vor 30 Jahren, am 2. Januar 1992, konnten Betroffene erstmals auf rechtsstaatlicher Basis Einblick in die Dokumente der DDR-Geheimpolizei nehmen und nachvollziehen, wie die Stasi in Freundschaften, Familien und Biographien eingriff. Die Akteneinsicht ermöglicht seitdem Aufklärung, Rehabilitierung und Wiedergutmachung von Unrecht in der SED-Diktatur.

Die Anfänge der Akteneinsicht, die Nachwirkungen der SED-Diktatur insbesondere für deren Opfer und die Aufarbeitung mit Hilfe der Stasi-Akten waren Themen einer digitalen Diskussionsrunde, die ihre Premiere am 15. Januar 2022 auf dem Youtube-Kanal des Stasi-Unterlagen-Archivs feierte und die dort dauerhaft angesehen werden kann. Moderiert wurde das Gespräch von Dagmar Hovestädt, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Wissen im Stasi-Unterlagen-Archiv.

Zu Gast waren Evelyn Zupke, die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Ulrike Poppe, langjährige Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, und Dr. Stefan Trobisch-Lütge, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle Gegenwind.

Ulrike Poppe gehörte 1992 zu den Ersten, die Einsicht in die sie betreffenden Akten erhielten. So konnte sie die weitreichenden Eingriffe der DDR-Geheimpolizei in ihr Leben nachvollziehen. In der Diskussion hob sie hervor, dass Schädigungen resultierend aus in der DDR erlittenen Repressionen auch erst nach 20 Jahren, beim Eintritt ins Rentenalter, auftreten können.

„Ich bin immer noch nicht fertig, ich finde in den Akten immer noch Teile meines Lebens.“

Ulrike Poppe
Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur 2010-2017

Evelyn Zupke sprach über die Bedeutung der Stasi-Unterlagen für die Betroffenen, über die Anliegen der Opfer und Handlungsbedarf bei der Anerkennung und Wiedergutmachung von Unrecht. Zudem betonte sie wie wichtig es ist, die SED-Diktatur auch im Schulunterricht in den Fokus zu nehmen.

„Auch die zweite deutsche Diktatur muss in den Lehrplänen relevant sein.“

Evelyn Zupke
Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur

Dr. Stefan Trobisch-Lütge berichtete aus seiner Beratungserfahrung und gab aus wissenschaftlicher Perspektive Einblicke in die individuellen und transgenerationalen Langzeitfolgen von Stasi-Maßnahmen. Er wies auf die Bedeutung der Stasi-Unterlagen für das Verständnis des SED-Unrechts hin.

„Die Akten sind eine profunde Quelle, es ist das Mittel, die Vorgänge besser zu verstehen.“

Dr. Stefan Trobisch-Lütge
Psychologe und Leiter der Beratungsstelle Gegenwind