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Das Bild ist schräg in der Mitte geteilt: Die Hälfte oben links zeigt ein aktuelles Foto der Vorderfront von Haus 1 mit dem Sichtschutz. Die Hälfte unten rechts zeigt eine Reihe von Soldaten in Uniformen, vor denen Erich Mielke steht.

Die Stasi-Zentrale gestern und heute

40 Jahre lang hatte die Stasi ihre Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Von hier aus organisierte die Staatssicherheit die Überwachung und Unterdrückung der Bevölkerung der DDR sowie die Spionage im Ausland. Heute ist das Gelände als "Campus für Demokratie" ein Ort der Aufklärung und Aufarbeitung. Dieser Themenbeitrag gibt einen Überblick über das architektonische Erbe der Stasi, das bis heute zwischen Frankfurter Allee und Normannenstraße erhalten ist.

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Nach der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) am 8. Februar 1950 bezog die DDR-Geheimpolizei ihren Dienstsitz in den Räumen des Lichtenberger Finanzamtes in der Normannenstraße 22. Die Umgebung des Dienstsitzes war zu dieser Zeit ein beschauliches, von Gärten und Wohnhäusern geprägtes Stadtgebiet in Berlin-Lichtenberg.

Anfänglich kaum beachtet, drückte die Stasi-Zentrale dem Viertel nach und nach seinen Stempel auf. Immer mehr Gebäude und Grundstücke im Bereich der Rusche-, Normannen- und Magdalenenstraße wurden bebaut und eingegliedert. Zuerst verschwanden einzelne Häuser, dann ganze Straßenzüge. An deren Stelle errichtete das MfS eigene Gebäude, denn die stark wachsende Zahl hauptamtlicher Mitarbeiter erforderte mehr Bürofläche. So entwickelte sich ein riesiges geheimdienstliches Areal - militärisch gesichert und von der Umgebung hermetisch abgeriegelt.

Im Oktober 1989 umfasste das von der Rusche-, Normannen- und Madgalenenstraße sowie der Frankfurter Allee begrenzte Gebiet insgesamt 29 Objekte mit 41 Einzelgebäuden. Die Sperrzone umfasste zusammen mit dem Teilobjekt an der Gotlindestraße circa 22 Hektar. Etwa 5.000 bis 7.000 Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter waren hier tätig. Die Stasi-Zentrale bildete eine Stadt in der Stadt, die sich dem Blick Außenstehender weitgehend entzog.

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Haus 2

In Haus 2 begann die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit. 1950 zog das MfS in seinen Dienstsitz in den Räumlichkeiten an der Ecke Normannenstraße und Magdalenenstraße. Das Haus war in den Jahren 1930/31 entstanden und wurde später mehrfach umgebaut. Vor der Stasi beherbergte das Haus seit April 1947 eine mit geheimdienstlichen Aufgaben betraute Sonderabteilung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Zudem hatte die Polizeiinspektion Lichtenberg ab Sommer 1945 ihren Sitz im ehemaligen Finanzamt - deren damaliger Leiter Erich Mielke war. Mielke wurde 1957 Minister für Staatssicherheit.

Ab 1953 saß in Haus 2 unter anderem die Hauptabteilung II, die Spionageabwehr des MfS. Die HA II überwachte, sicherte und kontrollierte u.a. DDR-Botschaften im Ausland, diplomatische Vertretungen in der DDR, in der DDR lebende Ausländerinnen und Ausländer und die Sicherung der Westkontakte der SED.

Heute hat in Haus 2 das Finanzamt von Berlin-Lichtenberg seinen Sitz.

Haus 7

Haus 7 wurde 1957 als einer der ersten Erweiterungsbauten der Stasi-Zentrale fertiggestellt und bestand aus einem Nord- und einem Westflügel. Es befindet sich direkt neben Haus 1, in dem Stasi-Minister Erich Mielke sein Büro hatte.

Bis zur Fertigstellung von Haus 15 im Jahr 1978 saß die Hauptverwaltung A (Auslandsaufklärung) in Haus 7. Aber auch andere Diensteinheiten zogen bis zum Ende der DDR hier ein. Ab 1979 steuerte die Hauptabteilung XX von Haus 7 aus u.a. die Überwachung der Massenorganisationen, Kunst, Kultur, Kirche, Opposition und des Sports.

Im Jahr 1990 besetzten Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler Teile von Haus 7 und erstritten durch einen Hungerstreik den freien Zugang zu den Stasi-Akten.

Heute befindet sich an diesem Ort die Dauerausstellung "Einblick ins Geheime" des Stasi-Unterlagen-Archivs.

Haus 1

Ab 1962 saß der Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, mitsamt seines Leitungsbüros in Haus 1. Zuvor stand anstelle von Haus 1 vermutlich eine Garagenanlage. Das Gebäude trug auch den Namen „Zwischenbau“ oder „Z-Bau“, weil es zwischen den bereits bestehenden MfS-Gebäuden von Haus 2 und Haus 7 lag. Neben dem Minister zogen sein Stellvertreter, die Arbeitsgruppe des Ministers und das Büro der Leitung in das neue Gebäude.

Der Neubau war direkt auf die Bedürfnisse der Stasi zugeschnitten. Für den Funkverkehr der MfS-Spitze wurden drei 15 Meter hohe Masten auf dem Dach installiert. Als Schwachstelle entpuppte sich der Haupteingang mit seinem modernen, verglasten Zugang. Mitte der 1970er Jahre wurde ein Vorbau aus Betonelementen hinzugefügt: als Sichtschutz vor Blicken aus den Hochhäusern an der Frankfurter Allee.

Haus 1 beherbergt heute das Stasimuseum.

Haus 8

Im Anfang der 80er Jahre errichteten Haus 8 befand sich das Archiv und der elektronische Datenverarbeitungsspeicher der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) der Stasi. Diese Diensteinheit erarbeitete u.a. Lageeinschätzungen und Berichte für die Partei- und Staatsführung sowie für die Leitung des MfS. Die Berichte wurden seit dem Volksaufstand von 1953 verfasst und sind eine zeitgeschichtliche Quelle von hohem historischen Wert.

Vor Haus 8 standen an diesem Ort Wohnhäuser aus der Kaiserzeit. Heute lagert in Haus 8 ein großer Teil der Akten des MfS.

Haus 15

Insgesamt 18 Grundstücke befanden sich dort, wo 1975 die Bauarbeiten für Haus 15 begannen. Doch Kleingärten, Gewerbebetriebe und ein katholisches Altersheim mussten dem Bürokomplex weichen. Die parallel zur Ruschestraße verlaufende Müllerstraße verschwand ebenfalls.

In den 1978 fertig gestellten Blöcken von Haus 15 residierte bis 1989 die DDR-Auslandsspionage, die Hauptverwaltung A (HV A). Sie wurde bis 1986 von Markus Wolf, dann von Werner Großmann geleitet. Auf einer Nutzfläche von über 35.000 Quadratmetern entstanden mehr als 1.100 Büros sowie Labor-, Werkstatt- und Lagerräume.

Der Bau der 12- und 13-stöckigen Gebäude diente auch dazu, den Innenbereich der MfS-Zentrale besser gegen Blicke von außen abzuschirmen. Die Fenster zur Straßenseite wurden zusätzlich mit Gartenklarglas versehen, um unerwünschte Einsicht von außen zu verhindern. Scheiben aus Gartenklarglas lassen Licht durch, streuen es aber durch eine besondere Oberflächenstruktur, so dass sie nicht vollständig durchsichtig sind.

Nachdem die Deutsche Bahn Haus 15 in den 1990ern und 2000ern als Bürogebäude genutzt hatte, diente das Gebäude ab 2016 kurzzeitig als Unterkunft für Geflüchtete. Heute steht Haus 15 größtenteils leer.

Haus 18

Mitte der 70er Jahre beschloss die Führung des MfS, in seiner Zentrale ein Gebäude allein mit Geschäften und Restaurants zu errichten. Das Warenangebot lag weit über dem DDR-Durchschnitt und war allein hauptamtlichen MfS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorbehalten. Diese mussten für ihre Besorgungen in den Pausen das Gelände der Staatssicherheit nun gar nicht mehr verlassen. Der Versorgungsbau diente also dazu, die Stasi und ihre Mitarbeiter noch weiter von ihrer Umgebung in Lichtenberg abzuschotten.

Für Haus 18 wurden nicht nur Wohngrundstücke mit drei Miethäusern des Architekten Bruno Taut abgerissen, sondern auch eine neuapostolische Kirche, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Taut-Wohnhäusern befand.

Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Gebäude am 4. Oktober 1982 kurz vor dem 33. Jahrestag der DDR seiner Bestimmung übergeben. In seinem Innern entstanden exklusiv für Stasi-Mitarbeiter Speisesäle, ein Konferenzzentrum, eine Kaufhalle sowie eine Ladenzeile mit Friseursalon, Reisebüro, einem Souvenirshop und einer Buchhandlung.

Der schwebende Verbindungsweg von Haus 18 zu Haus 2 ist mittlerweile abgerissen. Heute ist Haus 18 in Privatbesitz.

Haus 22


Zur Verpflegung der Mitarbeiter lies die Stasi 1960 das Neue Speisehaus (Haus 22) errichten. Intern bürgerte sich die Bezeichnung "Feldherrenhügel" ein, da sich ausschließlich höhere Stasi-Mitarbeiter hier verpflegen durften. Der Speisesaal mit ca. 200 Plätzen befand sich im Erdgeschoss. Im Obergeschoss gab es einen Konferenzsaal für Festveranstaltungen und für die Dienstkonferenzen des Ministers.

Seinen Platz hatte Haus 22 auf dem Erdwall der ehemaligen Köhlerschen Schrotmühle gefunden, einst eine der wenigen Wippmühlen Preußens. Das historische Foto zeigt den Empfang des Ministers Mielke mit militärischen Ehren am 8. Februar 1985 anlässlich des 35. Jahrestages der Gründung des MfS auf dem Parkplatz vor Haus 22.

Heute befindet sich in Haus 22 das Besucherzentrum für die "Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie". Der Festsaal wird auch heute noch für Veranstaltungen genutzt.

Innenhof

Der Innenhof der Stasi-Zentrale war u.a. ein Veranstaltungsort für Empfänge und Zeremonien des MfS. Am 8. Februar 1980 etwa empfing Minister Erich Mielke an diesem Ort den DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker anlässlich des 30. Gründungstages der Stasi. Fand keine Veranstaltung im Innenhof statt, diente er als Parkplatz. Im Hintergrund: Haus 1, der Sitz des Ministers für Staatssicherheit.

Heute befindet sich hier u.a. die Open-Air-Ausstellung "Revolution und Mauerfall" der Robert-Havemann-Gesellschaft. Der Innenhof ist auch jährlicher Veranstaltungsort für das Campus-Kino.

Tor an der Ruschestraße

Das Haupttor zur Stasi-Zentrale an der Ruschestraße wurde Ende der 1970er Jahre errichtet. Zuvor hatte sich hier nur eine Zufahrtsschranke befunden. Das militärisch gesicherte Tor gehörte zu einem viergeschossigen Bau und war von Haus 17 umschlossen. Dieses Gebäude diente auch als Sichtschutz nach außen.

Das Tor an der Ruschestraße war auch der Ort, an dem am 15. Januar 1990 die Besetzung der MfS-Zentrale begann. Tausende Demonstranten belagerten das gesicherte Tor. Gegen 17 Uhr öffneten sich im Chaos der Ereignisse die Blechtüren des Tores und die Demonstranten strömten auf das einstmals von der DDR-Bevölkerung hermetisch abgeriegelte Gelände.

Magdalenenstraße

Die am östlichen Rand der Stasi-Zentrale gelegene Magdalenenstraße ist ein Synonym für die politische Strafverfolgung in der DDR. Hier befand sich das Untersuchungsgefängnis der Stasi.

Auf der westlichen Seite der Straße (zwischen Haus 2 der Stasi und der Frankfurter Allee) befanden sich zunächst typische Berliner Wohnhäuser, Läden oder Kneipen. Ab der Mitte der 50er Jahre hatten (neben den hier zuvor bereits lebenden Mietern) am Ort beschäftigte MfS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ihre Dienstwohnungen.

Ab den 70er Jahren begann das MfS einige der Altbauten abzureißen und durch neue Plattenbauten zu ersetzen. Bisherige Mieterinnen und Mieter bekamen an anderen Orten in Ost-Berlin Ersatzwohnungen zugeteilt. In den Neubauten saßen u.a. das Archiv des MfS (Haus 8) oder der Zentrale Operativstab (ZOS) der Stasi (Haus 3). Während einige der Bauten heute wieder Wohnhäuser sind, lagert in Haus 8 ein großer Teil der Stasi-Akten.

Weiterführende Informationen

Publikation

Tatort Stasi-Zentrale. Wer hat wo was entschieden?

Vier Jahrzehnte – von 1950 bis 1990 – befand sich die Zentrale der DDR-Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg. Die reich bebilderte Dokumentation erläutert die Funktion der Bauten auf dem Gelände und gibt einen Überblick über die Vorgehensweise und die Personen an der Spitze der Stasi.

Seite

Die Stasi-Zentrale in der Stasi Mediathek

Sammlung von MfS-Dokumenten zur Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg

Fast 40 Jahre lang sicherte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). In ihrem "Kampf gegen den Feind" wuchs die Stasi zu einem immer größeren Überwachungs- und Unterdrückungsapparat. Auch räumlich dehnte sie sich zunehmend aus. Aus einem ersten Dienstgebäude an der Magdalenenstraße im Jahre 1950 entwickelte sich ein riesiges Areal mit zuletzt 52 Einzelgebäuden, militärisch gesichert und hermetisch abgeriegelt: Die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg.

Seite

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie

 Ort der Repression, Ort der Revolution, Ort der Aufklärung

40 Jahre lang war es die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg aber wurde ebenfalls zum Schauplatz der Friedlichen Revolution, als mutige Bürgerinnen und Bürger auf das Gelände vordrangen, um das Ende der Geheimpolizei zu besiegeln. Seither wird der Ort für die Aufklärung über die SED-Diktatur genutzt, seit 2012 mit der Idee des Campus für Demokratie verknüpft: Als ein Ort, der jeden einlädt, die gesellschaftliche Dynamik zwischen Diktatur und Demokratie zu reflektieren.