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Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt einen Teil des Stasi-Krankenhauses in Berlin-Buch. Zu sehen ist der Haupteingang mit einem kleinen Anbau, zu welchem eine Treppe hinaufführt.

Das Stasi-Krankenhaus in Berlin-Buch

Direkt neben dem Regierungskrankenhaus in Berlin-Buch befand sich eine geheim gehaltene Einrichtung des Zentralen medizinischen Dienstes (ZMD) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Hier betrieb die Geheimpolizei exklusiv für Stasi-Mitarbeiter ihr eigenes Krankenhaus. Zu den besonders geschützten Bereichen gehörte eine "Sonderstation".

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Der Zentrale Medizinische Dienst

Neben der Gewährleistung der gesundheitlichen Betreuung seiner Mitarbeiter, war der 1974 mit den Rechten einer Hauptabteilung ausgestattete Zentrale Medizinische Dienst (ZMD) für die Leitung der medizinischen Einrichtungen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zuständig. Dazu gehörten neben dem 1980 wieder ausgegliederten Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen und der MfS-Poliklinik Berlin-Lichtenberg auch das streng geheim gehaltene MfS-Krankenhaus in Berlin-Buch. Dies befand sich direkt neben dem Regierungskrankenhaus für SED-Größen an der Kreuzung Wiltbergstraße/Hobrechtsfelder Chaussee.

Neben diesen Fürsorgeaufgaben nahm der ZMD "militärmedizinische und militärtschekistische Aufgabenstellungen" wahr. Im Auftrag des ZMD, der direkt dem Minister für Staatssicherheit unterstellt war , führten Ärzte des MfS "fachspezifische operative Einsätze" durch. Die Abteilung 10 des ZMD war mit dem "Hineinwirken in das staatliche Gesundheitswesen in Krankenhäuser, Polikliniken und wissenschaftliche Einrichtungen unter Nutzung von Spezialisten, d. h. Fachärzten der verschiedensten Disziplinen" beauftragt. Dabei handelte es sich um Einsätze, die streng geheim zu halten waren und im Zweifel auch negative Folgen für Patienten in Kauf nahmen.

 

Größte "legendierte" medizinische Einrichtung

1980 wurde die Klinik des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Buch eröffnet. Behandelt wurden hier die Mitarbeiter der Staatssicherheit, ab einem höheren Dienstgrad auch deren Angehörige sowie verdiente ehemalige Angehörige der Geheimpolizei. Die Einrichtung war universell ausgestattet und verfügte über knapp 300 Betten. Die Patienten wurden von insgesamt 650 Mitarbeitern betreut. Nur für dieses Krankenhaus standen zehn Krankenwagen zur Verfügung.

650 Mitarbeiter betreuten Patienten in maximal 300 Betten. Nur für die Klinik standen 10 Krankenwagen zur Verfügung.

Die MfS-Klinik in Berlin-Buch war die größte "legendierte" medizinische Einrichtung der Staatssicherheit. Offiziell handelte es sich um ein Krankenhaus des Ministerrates der DDR. Dabei handelte es sich um eine häufig von der Geheimpolizei genutzte "Legendierung", die nicht einmal falsch war, da das MfS dem Ministerrat formal unterstand.

Das Haus wurde mit großem Aufwand gesichert und das Personal nur nach eingehender Prüfung eingestellt. Eine Sicherungskonzeption der Arbeitsgruppe des Ministers regelte die Details. Darin sind unter den Bereichen des Hauses, für die "besondere Sicherheits- und Geheimhaltungsmaßnahmen erforderlich sind auch eine "Waffenkammer" und eine "Sonderstation" aufgeführt.

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Was geschah auf der "Sonderstation"?

Die Aktenlage lässt es nicht zu, genau zu rekonstruieren, was neben der Behandlung von Patienten im MfS-Krankenhaus in Berlin-Buch noch geschah. Möglicherweise handelte es sich dabei um Räumlichkeiten, in denen im MfS-Krankenhaus gegebenenfalls der Minister unterzubringen war, in denen aber ebenso auch Politbüro-Mitglieder medizinisch versorgt konnten. Aufgrund der guten technischen Ausstattung hätte es alle Möglichkeiten gegeben, dort auch prominente Persönlichkeiten der DDR zu behandeln. Dieser Bereich wurde besonders abgeschirmt, firmierte später in der Praxis aber unter einem weniger spektakulären Namen.

Keine konkreten Zukunftspläne

Nach dem Ende der DDR, übernahm ein privater Konzern das MfS- und das Regierungskrankenhaus. Zeitweilig entstand so das größte Krankenhaus in ganz Europa. Nach einigen Sanierungsarbeiten in den 1990er Jahren, steht es bereits seit 2007 leer. Pläne, beide Häuser abzureißen und auf dem Areal Wohn- und Geschäftshäuser zu bauen, sind bisher noch nicht konkret geworden.